Am Samstag bin ich um 3:30 (!!) aufgestanden, um möglichst schnell
in Piura anzukommen (der erste Bus morgens fährt direkt und ohne Zwischenstopp
in die etwa 170km entfernte Stadt Piura) und dort Saskia zu besuchen. Für alle
die
Saskia nicht kennen: Wir sind seit mehr als 13 Jahren befreundet und es ist
einfach mal ein riesen Zufall, dass es uns beide in den Norden von Peru
verschlagen hat. Meine Gastmutter hat mich begleitet, um ihre Familie in Piura
zu besuchen und um Einkäufe zu erledigen. Da der geplante Bus allerdings schon
voll war, waren wir dann leider doch erst um kurz vor neun dort. Das frühe Aufstehen
hatte sich also nicht wirklich gelohnt…Das nächste Mal bin ich schlauer und
kaufe das Busticket früher.
Nach meiner Ankunft haben Saskia und ich in einem Café das
typisch Piuranische Frühstück probiert, was uns allerdings nicht so sehr
überzeugt hat. Aus meiner Sicht viel zu fleischlastig! Die in ein Bananenblatt
eingewickelte Maispastete (Tamal) und die Bananenchips (Chifles) sind
allerdings wirklich lecker!
 |
Das Piuranische Frühstück |

Danach sind wir mit dem Bus ins Zentrum gefahren. Das
Busfahren hier ist schon ein Erlebnis für sich: Wenn man irgendwo hinfahren
möchte, stellt man sich einfach an den Straßenrand, ignoriert all die langsamer
werdenden Mototaxis, hält den nächstbesten Bus per Handzeichen an und fragt, wo
er hinfährt. Abgesehen von dem Fahrer fährt immer noch jemand mit, der beim
Aussteigen das Geld für die Fahrt (meist 1 Sol= 25 Cent) kassiert und
gleichzeitig immer lautstark das Fahrtziel anpreist. Im Bus drinnen läuft meist
laut Musik und häufig steht man so dicht gedrängt beieinander, dass man Angst
hat, durch eine der auch bei der Fahrt geöffneten Türen heraus zu fallen. Wenn
man aussteigen will, ruft man einfach laut „Baja, baja!“ (was so viel heißt wie
„Aussteigen, Austeigen!“). Nicht selten kommt es hierbei vor, dass einige
andere Fahrgäste mit austeigen müssen, um Platz zu machen. Insgesamt sind die
Busse dennoch super praktisch, da man schnell und preisgünstig in praktisch
jeden Teil der Stadt fahren kann. Zudem ist es ziemlich sicher, da man nie
alleine ist. Wobei ich allerdings sagen muss, dass ich mich auch in den
Mototaxis, vor denen man häufig gewarnt wurde, ziemlich sicher fühle: Ich
meine, wenn ich merke, dass der Fahrer nicht dorthin fährt, wo ich hinwill,
kann ich doch einfach durch die nicht vorhandene Tür aussteigen, oder nicht? Bei
dem Verkehrsaufkommen muss man sowieso etwa alle 100m bremsen. Bisher waren
jedoch alle (Moto-)taxifahrer sehr nett und sind auch dorthin gefahren, wo sie
hinsollten.
Das Zentrum von Piura ist wirklich schön und es gibt viele
Parks, die in der wuseligen 400 000 Einwohner Stadt eine willkommene
Abwechslung bieten. Abgesehen von dem Sightseeing, waren wir auch noch ein
bisschen shoppen, haben den riesigen Markt von Piura besichtigt und vor allem
sehr viel gegessen. Wir konnten dem ganzen verlockenden Essen was auf der
Straße verkauft wird und meistens 1 Sol kostet, einfach nicht länger
widerstehen und so haben wir ungeachtet der drohenden Magenprobleme an jeder
Straßenecke etwas gekauft. Am besten haben uns die mit Dulce de Leche (süße Karamelcreme)
gefüllten Churros geschmeckt. Die habe ich leider in Órganos bisher noch nicht
entdeckt.
 |
Piura Zentrum |
 |
Einer der zahlreichen Parks |
 |
Der riesige Markt |
 |
Obst- und Gemüsevielfalt |
 |
Leckeres Essen "von der Straße"! |
 |
Der derzeit fast ausgetrocknete Fluss |
Abends waren wir zunächst noch in einer Shoppingmall, die
hier sieben Tage die Woche bis zehn oder elf Uhr abends geöffnet haben und
später haben wir gemeinsam mit Saskias Freunden von ihrer Organisation das
Nachtleben von Piura kennengelernt.
Am Sonntag sind wir dann nach Catacaos gefahren, wo auch
Saskias Projekt, eine Kindertagestätte, liegt. Catacaos ist ein Vorort von
Piura und mit dem Bus eine knappe halbe Stunde vom Zentrum entfernt. Im Zentrum
von Catacaos gibt es eine Straße, in der sowohl in den Geschäften als auch an
Ständen davor zahlreiche Holzschnitzereien, Strohhüte, Taschen, Schmuck,
Lederwaren und 1000 andere Sachen verkauft werden. Und alles ist so unglaublich
günstig! Taschen für zwei, Holzschalen für höchstens drei Euro und
Lederarmbänder für 75 Cent sind nur einige Beispiele. Allerdings haben wir,
ziemlich erschlagen von der riesigen Auswahl, gar nicht so viel gekauft und haben
stattdessen einfach die Atmosphäre genossen. In einem Lederwarengeschäft waren
die beiden Verkäuferinnen fest davon überzeugt, dass wir Zwillinge wären und
konnten es kaum glauben, dass wir noch nicht einmal Schwestern sind. Natürlich haben
wieder einmal sehr viel gegessen. Das Essen „von der Straße“ ist uns übrigens
super bekommen! Und was das Preis-Leistungsverhältnis angeht, ist es einfach
unschlagbar.
 |
Catacaos |
Insgesamt war es ein super Wochenende und es war toll, das Stadtleben
in Piura gemeinsam zu erkunden. Selbst Saskia hat ganz neue Ecken der Stadt
entdeckt! Außerdem war es schön, mit jemandem zu reden, der sich in der
gleichen Situation befindet und die gleichen Schwierigkeiten hat, wie man
selbst. Man konnte sogar mal das ausdrücken, was man gerade dachte, ohne
fieberhaft zu überlegen, wie man es auf Spanisch umschreiben könnte. Das war
bestimmt nicht mein letzter Besuch in Piura!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen